Publikum hörte aufmerksam zu
Klaus Friedrich aus Unterraderach beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Judenverfolgung währender NS-Zeit. Aus diesem Interesse heraus hatte er die 16 Bände, die vom Bundesarchiv, dem Institut für Zeitgeschichte (München) und dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Uni Freiburg herausgegeben wurden, privat beschafft und intensiv durchgearbeitet. 2024 spendete er das umfangreiche Werk zusammen mit einem von ihm zusammengesellten Reader dem Stadtarchiv Friedrichshafen.
In 16 Bänden berichtet das Werk über die Vernichtung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland. Der Reader enthält nur einen sehr kleinen Anteil chronologisch abgestimmter Textausschnitte, die die Vorgehensweise der von deutschen Behörden, Militärs und SS/SD organisierten Massenvernichtung jüdischen Lebens widerspiegelt. In seinem Vortrag stellte Friedrich am Schluss seiner Lesung mit Wilhelm Boger und Elsa Hammer auch einen Bezug zur Friedrichshafener Geschichte her.
In Band 16 wird Friedrichshafen im Zusammenhang mit Wilhelm Boger erwähnt. Der Friedrichshafener Hilfspolizist war zwischen Ende 1942 und Anfang 1945 in der politischen Abteilung im KZ Auschwitz, wo er als „Bestie von Auschwitz“ für seine sadistischen Quälereien der Häftlinge, darunter die „Boger-Schaukel“, berüchtigt war.
Die Buchreihe zeigt zeitgenössische Reaktionen, Dynamiken und das Wissen über den Prozess der Schoah auf, der zu dem beispiellosen Massenverbrechen gegen die Menschheit führte. Das Werk stellt sowohl ein wissenschaftliches Hilfsmittel dar, kann aber auch als ein schriftliches Denkmal für die ermordeten Juden Europas gelesen werden. Die Edition enthält authentische Zeugnisse sowohl der Verfolger als auch der Opfer und jedes Dokument wird durch Anmerkungen und Hinweise wissenschaftlich kommentiert. Sie sind diese 16 Bände mit ihren über 5.000 Originaldokumenten eine bislang beispiellose Edition der groß angelegten und industriell durchgeführten Massenvernichtung von Menschen.
„Angesichts des Verschwindens der Zeitzeugen und dem schwindenden Allgemeinwissen über den Holocaust wird diese Dokumentation heute dringlich gebraucht“, so Klaus Friedrich.
Die Lesung wurde vom Arbeitskreis Stadtgeschichte im Stadtarchiv initiiert. Kontakt zum Arbeitskreis erfolgt per Mail stadtarchiv@friedrichshafen.de oder telefonisch unter der Nummer 07541 209-150.